Der Ev. Verein für Innere Mission in Nassau (EVIM) macht immer wieder mit besonderen Nachwuchsaktionen auf sich aufmerksam, mit denen Bewerber für den Freiwilligendienst gesucht werden – zuletzt mit Edgar Cards oder City Cards.

Personalmarketing sagen wir dazu – Öffentlichkeitsarbeit nennt es Dr. Karin Falkenstein, Leiterin Freiwilliges Engagement beim EVIM. Denn die Aktionen kommen nicht nur bei den Bewerbern, sondern auch bei Einrichtungen, die nicht zum EVIM gehören, so gut an, dass sie auf den Verein zu kommen und um die Vermittlung von Freiwilligen bitten.

Wie fing das alles an?

Wir haben schon sehr früh angefangen, neue Wege der Nachwuchsgewinnung zu gehen, als andere Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen noch lange nicht soweit waren. Schon 2009 haben wir von einem jungen Team einen Film über unser Freiwilliges Soziales Jahr drehen lassen und ihn auf unsere Homepage gestellt, auf Berufemessen und bei Berufeinfotagen in Schulen eingesetzt. Mittlerweile ist schon eine überarbeitete Fassung online, denn es kam ja dann der Bundesfreiwilligendienst dazu.

Dann gab es noch eine Postkartenaktion mit Edgar Cards (auch City Cards genannt)…

In den Jahren 2013 und 2014 haben wir mit so genannten Edgar Cards (auch City Cards genannt) geworben, das sind diese Postkarten, die in Kneipen und Cafés zum Mitnehmen aushängen. Unsere Grafikagentur hatte uns verschiedene Vorschläge für das Design gemacht und wir haben dann die jungen Leute bei der Auswahl der Motive einbezogen, denn wir wollten sichergehen, dass die Karten der Zielgruppe gefallen.

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Wir haben die Motive in den FSJ-Seminaren diskutiert und bei uns im Flur aufgehängt. Immer wenn ein junger Mensch zum Bewerbungsgespräch kam, wurde er gebeten, einen Klebepunkt auf sein Favoriten-Motiv zu kleben. Denn wir haben zwar junge Kollegen im Alter um die 30 Jahre im Team, aber die 17Jährigen haben nochmal einen ganz anderen Blick: Die Motive, die wir witzig fanden, fanden sie öde und umgekehrt.

Zum Beispiel gab es Bilder von coolen jungen Leuten mit einem netten Spruch, die mochten sie überhaupt nicht. Besonders gut kamen folgende Sprüche an: „Deine Oma steht auf mich“, „Ich roll‘ dich durch die Nacht“ und eine Karte mit einem gelben Ortsschild, auf dem oben steht „nächste Ortschaft Freiwilligendienste bei EVIM“ und darunter das Wort „Unentschlossen“ – durchgestrichen. Inzwischen nutzen wir die Edgar Cards oder City Cards nicht nur über den Edgar-Verteiler, sondern auch auf Messeständen und verschicken sie an Schulen. Das sind echte Hingucker, die Leute lachen darüber und nehmen die Karten freiwillig mit, anstatt dass wir sie ihnen wie klassische Flyer in die Hand drücken müssen.

Welche weiteren Aktionen gibt es außer den Edgar Cards oder City Cards?

Wir haben Buttons und Aufkleber produzieren lassen, auf denen ein Smiley und „EVIM Freiwilligendienste“ zu lesen ist. Auf jeden Brief, den wir im Bewerbungszeitraum für die Freiwilligendienste verschicken, kleben wir den Aufkleber. Nicht nur auf Bewerberpost. So bekommen viele Menschen den Aufkleber und unser Anliegen zu sehen: angefangen beim Postboten!

Auf der Berufeinfomesse in Wiesbaden haben wir einen iPod verlost – eine gute Aktion, um die jungen Leute an den Stand zu locken und mit ihnen ins Gespräch zu kommen! Auf der Teilnahmekarte konnte man ankreuzen „Ich möchte Infopost erhalten“. Alle, die nicht gewonnen, aber dieses Kreuz gesetzt hatten, bekamen Infopost nach dem Motto: „Leider hast du nicht gewonnen, aber ein Freiwilligendienst bei EVIM ist immer ein Gewinn!“ Außerdem hängen wir an unserem Diakonie-Gebäude in Wiesbaden jedes Jahr im Frühjahr, während des Bewerbungszeitraums für die Freiwilligendienste, für ungefähr vier Wochen ein großes Banner auf. Auch bei Berufeinfotagen in Schulen sind wir dabei.

[WERBUNG] Was den jungen Leuten gefällt und was nicht, weiß man vorher nie so genau. Und manchmal liegt man mit vermeintlich witzigen Werbesprüchen total daneben. Darum lieber direkt nachfragen, zum Beispiel bei Philipp Riederle, der Stimme der Generation Y und Z. Sein neues Buch “Wie wir arbeiten und was wir fordern” (Droemer HC Verlag, 2018; Amazon Affiliate Link) bringt Licht ins Dunkel.

Sehr gut gefallen hat uns Ihre Idee mit den Rockkonzerten!

Ja, wir haben zwei Konzerte unter dem Titel „Volunteer-Rock“ veranstaltet. Dabei spielten Bands, in denen unsere Freiwilligendienstleistenden mitmachen. Es hat einen Riesenspaß gemacht. Für die Bands war das ein super Event, wir haben auch gute Presse bekommen. Und allein dafür hat sich die Mühe gelohnt. Aber leider kamen zu den Konzerten nur Fans und Freunde der Bands, keine unbeteiligten Jugendlichen von außerhalb, mit denen wir ins Gespräch kommen wollten. Darum mussten wir leider entscheiden, dass der Aufwand zu groß war gemessen an dem Erfolg für das Personalmarketing, und können keine weiteren Konzerte veranstalten.

Wie wirken sich Ihre gesammelten Maßnahmen denn aus?

So ganz deutlich sind die Zusammenhänge nicht. Es kommen keine Bewerber auf uns zu und sagen: “Ich habe Ihre Edgar Cards oder City Cards gesehen und mich deshalb bei Ihnen beworben.” Aber wir haben guten Bewerberzulauf und spüren noch nichts vom Nachwuchsmangel. Wir haben mit den Freiwilligendiensten im Mai 2008 gestartet. Damals mit 8 Plätzen. Im September 2008 waren es dann schon 25. Mittlerweile haben wir über 200 Plätze im FSJ und BFD, dazu noch Plätze in Nicaragua und Rumänien. Wir profitieren viel vom Empfehlungsmarketing, dass unsere ehemaligen FSJler uns weiterempfehlen.

Unser Erfolgsrezept ist die Summe der Präsenz, und unsere aufmerksamkeitsstarken Aktionen, die die Presse gerne aufgreift. Das A und O ist natürlich eine gute Internetpräsenz. Wenn wir bei Bewerbungsgesprächen nachfragen, geben die meisten jungen Leute an, übers Internet gekommen zu sein. Wenn sie uns auf der Google-Ergebnisliste sehen und sich dann daran erinnern, schonmal eine Edgar Card von uns in der Hand gehabt zu haben, glauben wir, dass der Klick auf unsere Website leichter fällt. Mit dem Relaunch unserer Website vor einem Jahr haben wir uns noch konsequenter an den Bedürfnissen unserer Zielgruppe orientiert.

Wichtig ist es aber vor allem auch, die Interessenten nicht nur einmal auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel durch Edgar Cards oder City Cards, sondern dann bei der Stange zu halten und vom Freiwilligendienst in die Ausbildung zu begleiten. EVIM bietet verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten an. Neben den Altenpflegeberufen bilden wir Heilerziehungspfleger und Erzieher aus und ermöglichen ein duales Studium in der Sozialen Arbeit. Das versuchen wir zu professionalisieren und dabei auch Gruppen anzusprechen, die wir bisher noch nicht so im Visier hatten.

Wie machen Sie das konkret?

Unsere „normalen“ FSJler beschäftigen sich sowieso in einem Seminar mit der Berufsorientierung und bekommen die sozialen Berufe vorgestellt. Wir sagen ihnen: Wenn ihr euch bei EVIM bewerbt, habt ihr viel bessere Chancen als andere. Weil wir euch schon kennen. Seit Herbst 2014 haben wir aber zusätzlich ein Projekt für junge Leute mit einer eher schwierigen Schulbiographie, die sich vorstellen können, im sozialen Bereich zu arbeiten. Wir bieten ihnen ein besonderes FSJ in der Altenhilfe, bei dem sie mehr Seminartage als die normalen FSJler haben. Und eine enge Begleitung durch unsere Pädagogen. Von den elf Teilnehmern, die wir in dem Projekt betreuen, geht mindestens die Hälfte in die Altenpflegeausbildung! Das ist eine super Quote!

Natürlich ist diese Zielgruppe vielleicht etwas schwieriger, hat Probleme mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit und mit dem Durchhaltevermögen. Aber das liegt daran, dass sie bisher nur Misserfolge in der Schule erlebt haben. Wenn sie bei uns merken, dass sie etwas können und respektiert werden, motiviert sie das. Als nächstes setzen wir ein ähnliches Projekt für die Zielgruppe junge Flüchtlinge auf.

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