Autoaufkleber: 50 Fahrzeuge der ambulanten Pflege beklebte die Vorwerker Diakonie im Herbst 2014 drei Monate lang mit einem frechen Werbespruch.

Das Ergebnis: 31 Bewerbungen mit der geforderten Qualifikation, 4 neue Mitarbeiter, die bis heute für den Träger tätig sind. Eine Wiederholung der “Aktion Autoaufkleber” in 2015 ist in Vorbereitung. Verantwortlich ist Lutz Regenberg, Leiter Kommunikation, Fundraising und Personalentwicklung bei der Vorwerker Diakonie.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Ausgangspunkt war die mit den Personalverantwortlichen der Seniorenpflege diskutierte Frage: Welche Alternativen haben wir zur Stellenanzeige in der Regionalzeitung? Denn die kostet uns 800 Euro, damit sie einmalig in der Sonntagsausgabe erscheint. Es kam häufig vor, dass wir auf diese Weise nach Pflegefachkräften gesucht haben und sich niemand beworben hat oder nur drei Bewerber mit unzureichender Qualifikation.

Waren die Autoaufkleber dann eine spontane Aktion?

Nein, die hatte einen längeren Vorlauf, denn wir mussten zuerst unseren Internetauftritt relaunchen und damit ein Fundament schaffen. Auf der neuen Website, die 14.000 Euro gekostet hat (ohne redaktionelle Leistungen, die hat unser Team erbracht), gibt es nun einen eigenen Karrierebereich, in dem es mehr zu sehen gibt als nur nackte Stellenanzeigen und in den das meiste Geld geflossen ist. Wir berichten über den Arbeitgeber Vorwerker Diakonie, bringen Mitarbeiterinterviews, machen öffentlich, was man bei uns verdienen kann, und sagen selbstbewusst, dass wir ein guter Arbeitgeber sind. Erst als dieses Fundament gelegt war, haben wir im Team nach Ideen für eine kreative Aktion gesucht.

Und wie ging es weiter?

Uns fiel ein, dass unsere 50 VWs der ambulanten Pflege ein guter Werbeträger wären, da sie viel in der Gegend herumkommen. Wir haben uns erkundigt, was das kostet, sie zu bekleben, und tatsächlich lag der Preis für das Bekleben der gesamten Fahrzeugflotte in derselben Höhe wie der für eine einzige Stellenanzeige, nämlich bei 800 Euro. Das war ein Argument, das überzeugte!

Man muss dazu sagen, dass eine Beklebung mit Bild mehr gekostet hätte, weshalb wir bei reinem Text blieben. Einfach zu schreiben „Suchen Sie einen neuen Job?“ war uns zu langweilig, wir wollten offensiv bis provokant sein und kamen auf die Idee, mit dem Thema Vergütung zu spielen. Darüber redet man bei der Diakonie sonst nicht, es heißt immer nur „Auf’s Geld kommt’s nicht an, ich mache es für die Menschen“. Aber auch Pflegekräfte müssen schließlich die Miete bezahlen!

Wir haben schließlich die Heckscheiben unserer VW UPs beklebt mit „Wären 3.000 Euro in Ordnung?“. Darunter: „Monatsbruttogehalt einer Pflegefachkraft in Vollzeit mit mind. zweijähriger Berufserfahrung inkl. Zeit- Feiertags- und Kinderzuschläge, Jahressonderzahlung und zzgl. betrieblicher Alterssicherung“. Diese Ausführlichkeit war uns wichtig, um in jedem Fall korrekt zu sein. Außerdem steht auf dem Aufkleber unsere Web-Adresse und ein entsprechender QR-Code führt zu unserer neuen Karrierewebsite.

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Welche Konsequenzen hatte die Aktion “Autoaufkleber”?

Intern startete tatsächlich eine kleine Debatte um die Vergütung in unserer Einrichtung. Vielen Mitarbeitern wurde erst jetzt klar, dass die „Arbeitsvertragsrichtlinien Diakonie Deutschland (AVR DD)“, nach denen wir zahlen, ein attraktives Gehalt vorsehen. Viele Bewerber sagten, sie hätten sich unter anderem deshalb beworben, weil es eine Gehaltssteigerung von 20 bis 25 Prozent gegenüber ihren derzeitigen Arbeitgebern bedeuten würde, für uns zu arbeiten.

Insgesamt bekamen wir 31 gute Bewerbungen, die alle Kriterien erfüllten. Vier Bewerber haben wir eingestellt, weitere sechs haben hospitiert. Die Resonanz war damit deutlich höher als bei einer Print-Stellenanzeige. Trotzdem schalten wir weiterhin Print-Stellenanzeigen und bereiten uns darauf vor, unsere Aktivitäten auf Facebook zu erweitern. Ein gesunder Mix muss her.

Warum haben Sie die Autoaufkleber eigentlich wieder abgemacht?

Als der Winter kam, mussten die Mitarbeiter Eis von den Scheiben kratzen, und zerkratzte Aufkleber hätten nicht mehr schön ausgesehen. Wir werden die Aktion aber jetzt in 2015 wiederholen. Derzeit sind wir im Brainstorming für einen neuen Spruch. Vielleicht nehmen wir: „Hätten sie gerne einen netten Chef?“ Aber das ist noch offen.

Haben Sie noch einen letzten Tipp für Personaler aus dem Sozial- und Gesundheitswesen?

Seien Sie mutig! Wir haben nur positive Rückmeldungen auf unsere Aktion bekommen! Der Zeitpunkt ist gekommen, dass wir als Diakonie das Thema Arbeitgebermarke mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein angehen. Es darf natürlich nicht in blindem Aktionismus enden, bei dem nur nach außen kommuniziert wird und die Mitarbeiter im Freundeskreis etwas ganz anderes erzählen als die Werbebotschaften. Intern muss auch das passieren, was nach außen erzählt wird. Man muss die Mitarbeiter mitnehmen, das ist ein komplexer Prozess.

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