Während uns aus vielen Sozial- und Pflegeeinrichtungen immer noch Skepsis entgegenschlägt, wenn es um Facebook, Twitter & Co geht, ist die Mission Leben aus Darmstadt in den Social Media ganz vorne mit dabei.

Personalgewinnung über die neuen Medien funktioniert, sind sich Axel Wenderoth, Leiter der Onlinekommunikation, und Bianca Girschick, Leiterin der Fachschule für Heilerziehungspflege der Mission Leben, sicher.

Was treibt die Mission Leben denn so in den Social Media?

Bianca Girschick: Wir betreiben eine Facebook-Seite, auf der alle für unsere Studierenden relevanten Themen abgebildet werden. Es gibt Projektfotos, Kommentare von unseren Studierenden dazu, ich als Leitung poste, wenn noch Ausbildungsplätze frei sind. Wir haben Fotos von der Abschlussfeier, von der Abschlussklasse. Wir versuchen, aktuell am Puls der Zeit zu sein, berichten über die Unterrichtsgestaltung. Das kommt bei den Studierenden gut an! Teils sind unsere Fans auch Ehemalige, die jetzt in diakonischen und externen Einrichtungen der Heilerziehungspflege arbeiten und uns als Multiplikatoren bei der Nachwuchsgewinnung dienen: Den Schülerpraktikanten oder Freiwilligendienstleistenden in ihren Einrichtungen geben sie den Tipp, sich doch mal auf unserer Facebook-Seite oder Homepage über die Ausbildung zu informieren.

Axel Wenderoth: Wir haben auch einen Youtube Channel mit einem Film über die Altenpflegeausbildung. Für die Altenpflegeausbildung bauen wir auch gerade noch eine extra Facebookseite auf. Da wird es hauptsächlich darum gehen, dass unsere Altenpflegeschüler den anderen zeigen, was man in der Ausbildung alles macht. Liest man da nur Schulbücher oder hat man auch in der Praxis zu tun? Wir wollen zeigen: Altenpflege kann Spaß machen!

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Wie messen Sie die Erfolge Ihrer Aktivitäten?

Girschik: Wir fragen im Bewerbungsverfahren ab: Wie sind Sie auf uns gekommen? Da wird hauptsächlich unsere Homepage und die Facebook-Seite der Mission Leben genannt.

Wenderoth: Unsere Altenpflege-Ausbildungsplätze sind für‘s nächste Jahr schon komplett ausgebucht! Wir sind zwar immer ausgebucht, aber seit wir mit den Social Media angefangen haben, passiert es noch viel früher. Bei den Heilerziehungspflegern konnten wir sogar einen zweiten Kurs aufmachen. Das liegt natürlich nicht an Facebook allein, aber es trägt sicher wesentlich dazu bei.

Wer ist Ihre Zielgruppe, wenn Sie vor allem über Interna berichten?

Girschik: Wer auf unsere Facebook-Seite geht, bekommt die Atmosphäre in unserer Einrichtung mit. Das interessiert natürlich vor allem Interne, aber auch Externe sehen: da passiert viel, diese und jene Projekte laufen, die Mitarbeiter auf den Bildern sehen auch nicht unglücklich aus – das alles trägt zu gutem Image der Mission Leben bei.

Wenderoth: Wir haben eine klare Zielvorstellung: Da die wenigsten wissen, was Heilerziehungspflege eigentlich ist, weil sich eben nicht aus dem Begriff erschließt, dass ich da mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeite, wollen wir dieses Wissen vermitteln.

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Wie ist die Stimmung in Ihrer Einrichtung gegenüber Ihren Social Media-Aktivitäten?

Girschik: Als wir mit der Idee Facebook kamen, gab es erst Skepsis, das kann man nicht verhehlen. Die Entscheider sind es nicht gewohnt, selbst mit Facebook zu arbeiten und kennen es in der Anwendung einfach nicht. Aber sie haben dann gesagt: Macht mal! Und wir haben gemacht. Ganz ohne Vorbild oder Anleitung, einfach aus dem Bauch heraus. Ich nutze Facebook auch privat, ich find’s total klasse! Wenn es jemand machen muss, der es privat nicht nutzt, könnte es schwierig werden, der könnte das als Mehraufwand empfinden.

Wie funktioniert das bei der Mission Leben ganz praktisch? Wer ist zuständig?

Wenderoth: Ich als Leiter der Unternehmenskommunikation habe bei der Einrichtung der Facebookseiten und technisch den Hut auf, aber die inhaltliche Betreuung liegt bei den Fachleuten, also Frau Girschik. Das geht auch gar nicht anders, ich bin ja ein Voll-Laie in Sachen HEP. Die Inhalte müssen von den Leuten kommen, die sich im Alltag mit der Materie beschäftigen.

Social Media Guidelines haben wir nicht, wir haben unsere Leitsätze. Darin ist geregelt, wie wir miteinander umgehen und das gilt auch für Social Media.

Was das Bildmaterial angeht, da holen wir bei jedem Foto einzeln die Einverständniserklärung der Abgebildeten ein. 10 Prozent der jungen Azubis sagen, sie wollen nicht abgebildet werden, und die überreden wir auch nicht, wir haben ja genug andere, die wollen.

Ist Ihnen schonmal „was Schlimmes“ bei Facebook passiert?

 

Girschik: Nein, es ist noch nichts passiert. Kein Shitstorm. Kein Mobbing, jedenfalls nicht auf unserer Einrichtungsseite und auch nicht mehr als es offline auch gibt. Wir kontrollieren als Administratoren regelmäßig die Seite, das bekämen wir dann schon mit. Wir schotten uns auch nicht ab, indem wir zum Beispiel die Funktion, Beiträge auf unserer Seite zu hinterlassen, für die Nutzer sperren. Das ist schwierig, Facebook ist ja eine Kommunikationsplattform, ein interaktives Medium, wenn ich das nur als einseitigen Kommunikationskanal nutze, halte ich das für nicht so gelungen. Wenn jemand wirklich mal was Negatives über uns als Arbeitgeber sagen oder posten sollte, hat das negative Konsequenzen für ihn, das steht im Ausbildungsvertrag. Nicht auf die Social Media bezogen, sondern grundsätzlich. Das besprechen wir aber auch im Unterricht, im Fach Berufs- und Sozialrecht.

[WERBUNG] Immer häufiger entstehen Krisensituationen für Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens durch den Einfluss einer Öffentlichkeit, die sich im Internet konstituiert. Wer nicht willens ist, sich in aller Kürze auf den Dialog mit Internetusern und Medien einzustellen und transparent zu kommunizieren, riskiert Imageschäden. Wie sich das verhindern lässt, steht in “Die Goliath-Falle” von Herbert Stoffels und Peter Bernskötter (SpringerGabler Verlag, 2012; Amazon Affiliate Link).

Was machen Sie, wenn die jungen Leute von Facebook  in andere soziale Netzwerke abwandern?

Girschik: Darauf können wir sicher reagieren. Im Moment kommen wir aber mit Facebook noch bei den Jugendlichen an. WhatsApp zum Beispiel nutzen die Studierenden im Klassenverband, da haben sie eine Gruppe. Wir nutzen es im Werbesinne nicht.

Machen Sie eigentlich auch noch analoge Personalgewinnung?

Girschik: Momentan fahren wir vielgleisig, sind auf Bildungsmessen unterwegs, größeren wie der hobit, aber auch kleineren schulinternen Veranstaltungen. Wobei wir letzteres im Moment eher zurückfahren. Im Printbereich haben wir durchaus noch Flyer und stehen im Bildungsprogramm des Trägers. Daran wollen wir auch nichts ändern.

Haben Sie noch einen Tipp für andere Träger der Sozial- und Gesundheitswirtschaft?

Girschik: Mutig sein, aktuell sein! Wenn sich Studierende auf einem Bild oder in einem Kommentar wiederfinden, haben wir schnell hohe Klickzahlen, wenn ich nur einen Link zu einem interessanten Zeitungsartikel teile, weniger. Alles, was das Schulleben darstellt, bringt Kommentare, das wird geteilt. Und: Man braucht kein großes Team! Wir sind ein mittelgroßer Träger und eine kleine Fachschule, aber Facebook ist ja grundsätzlich kostenlos, jeder kann mitmachen. Jeder kann klein anfangen, es muss ja nicht gleich ein Film sein, ich kann auch mit meinem Smartphone ein Foto machen und posten.

Wenderoth: Jeder, der in den Social Media mitmischen will, sollte sich bei www.diakonie-wissen.de anmelden. Dort gibt es die Social Media Guidelines, die man einfach so nutzen kann, da muss man sich gar nicht selber die Arbeit machen. Und der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, bloggt seit Neuestem auch, daran kann man sich ein Beispiel nehmen.

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