Anti-Leasing-Kampagne: Leasingkräfte in der Pflege in die Festanstellung zurückgewinnen

Leasing, Leiharbeit, Zeitarbeit macht Gesundheitsunternehmen zu schaffen, und wir haben festgestellt, dass unter Pflegekräften viele Irrtümer und Halbwissen dazu kursieren. Um intern wie extern aufzuklären und Abwanderung zu verhindern, haben die DRK Kliniken Berlin eine kleine Anti-Leasing-Kampagne gestartet. Sie nutzt uns auch, um Google-Anfragen zum Thema Leasing abzufangen (SEO) und auf unser Karriereportal umzuleiten. Und um unseren Führungskräften Argumente und Material an die Hand zu geben, mit dem sie Leiharbeitende in ihren Abteilungen in eine Festanstellung zurückgewinnen können.

Die Anti-Leasing-Kampagne der DRK Kliniken Berlin basiert auf zwei Karriereblogartikeln, in denen wir Argumente zusammengetragen haben, warum Leasing nicht dauerhaft glücklich macht. Und warum viele Fachkräfte aus den falschen Gründen ins Leasing gehen. Die Argumente sind nicht aus Sicht und in der Sprache von Unternehmen, Lobbyverbänden oder Politik formuliert. Sondern aus Sicht der Pflegefachpersonen selbst. Auf der Suche nach einer griffigen Headline sind wir von „Leasing ist auch nicht die Lösung“ schließlich zu „POV: Wenn Du vom Leasing in die Festanstellung wechselst…“ gekommen. Auch hier greifen wir die Kommunikationsweise der Zielgruppe auf.

Acht Gründe, warum ein Job im Leasing Dich als Pflegefachperson nicht dauerhaft glücklich machen wird

Mehr Geld, weniger Verantwortung und nur noch Wunschdienste: Die Verlockungen von Leasingjobs in der Pflege sind auf den ersten Blick groß. Doch wenn man mal genau hinschaut, haben sie mindestens genauso viele Nachteile – für Dich als Leasingkraft und für unsere Pflegeteams. Hier haben wir die wichtigsten für Dich zusammengestellt und laden Dich ein, über die Vorteile einer Festanstellung nachzudenken.

Zu den acht Gründen

Sechs Gründe, aus denen Du vielleicht ins Leasing gehen möchtest, obwohl Du das gar nicht müsstest

Wenn wir mit Pflegekräften darüber sprechen, warum sie ins Leasing gehen möchten oder gegangen sind, hören wir immer wieder dieselben Gründe. Dann können wir nur mit den Schultern zucken und sagen: „Hm. Das hättest Du eigentlich auch bei uns haben können.“

Zu den sechs Gründen

Flyer, QR-Code und Social Media-Serie

Ein Flyer mit QR Code-Verlinkung zu den o.g. Texten wird den Pflegedienstleiterinnen, Abteilungsleitungen, Chefärzt*innen und anderen Führungskräften zur Verfügung gestellt. Wenn Leasingkräfte in den Teams Interesse an einer Festanstellung signalisieren, können sie ihnen nun etwas in die Hand geben. In einer Intranetmeldung haben wir über diese Möglichkeit informiert.

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In einem speziellen Fall, wo mehrere Mitarbeitende im Team fehlten und mehrere gute Leasingkräfte aufgefallen waren, packten wir sogar kleine Pakete, die neben dem Flyer ein T-Shirt und ein Basecap als Geschenk enthielten.

Wer mutig und auf Gegenwind gut vorbereitet ist, kann eine solche Kampagne mit einer Pressemeldung oder Newsmeldung auf der Unternehmenswebsite noch befeuern. Wir haben uns dagegen entschieden, aber eine 14-teilige Social Media-Serie gestartet. Jede Woche teilen wir eins der Argumente aus den Karriereblogartikeln mit einer professionellen Grafik auf Instagram, TikTok, LinkedIn und Facebook. Und so sieht das dann aus:

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Auf negative Kommentare vorbereiten

Eine solche Kampagne muss selbstverständlich sehr gut vorbereitet werden. Denn das Thema Leasing ist unter Pflegekräften hochemotional. Es bietet viel Angriffsfläche für Social Media-Diskussionen. Ein Dreivierteljahr haben wir darum gebraucht, bis wir uns auf die Formulierungen für unsere Anti-Leasing-Kampagne geeinigt und sie intern umfangreich abgestimmt hatten. Die Herausforderung war, Klartext zu sprechen, ohne dabei unsachlich zu werden. Sich aus der Komfortzone herauszuwagen, ohne unnötig zu provozieren. Wir hoffen, das ist uns gelungen. Was meint ihr?

Nun wird es spannend: Wird es Gegenwind in den sozialen Netzwerken geben? Oder Zustimmung? Einen Krisenleitfaden für den Umgang mit negativen Kommentaren haben wir ohnehin parat – und ihn nun noch einmal um Reaktionsmöglichkeiten rund um das Thema Leasing ergänzt. Die Unternehmenskommunikation und die Expert*innen aus der Personalabteilung stehen parat, um bei der Beantwortung von kritischen Kommentaren zu helfen. Die eingehenden Social Media-Reaktionen werde ich sammeln und in den nächsten Wochen an dieser Stelle im Blogartikel für euch noch ergänzen.

Auf positive Reaktionen vorbereiten

Genauso wie auf negative sollte man sich natürlich auf positive Reaktionen vorbereiten. Denn was, wenn eine Leasingkraft den Flyer in die Hand bekommt und wirklich interessiert ist, wieder in die Festanstellung zu wechseln? Schon vorher müssen folgende Dinge geklärt werden, um keine falschen Erwartungen zu wecken und den Einstellungsprozess nicht zu verzögern:

  • Zahlt das Unternehmen die Ablösesumme an die Leasingfirma oder muss die Pflegekraft erst dort kündigen und die Frist abwarten?
  • Muss die Leasingskraft, wenn sie im Unternehmen schon im Einsatz war, trotzdem den normalen Bewerbungsprozess durchlaufen oder kann ein beschleunigtes Verfahren angeboten werden?

Wir haben uns auf unserem Flyer für folgende Formulierung entschieden:

Überzeugt?

Dann wende Dich mit Lebenslauf und Berufsurkunde an die Pflegedienstleiterin oder das Recruiting Team. Wir prüfen im Einzelfall, wie Du am besten aus Deinem Vertrag mit der Leasingfirma herauskommst. Mit Deinem Lebenslauf können wir Dein Gehalt nach unserem Haustarif errechnen.

Klicke hier für weitere Erfahrungsberichte aus dem Recruiting Team der

DRK Kliniken Berlin

Zum Beispiel:

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4 Kommentare

  1. Als Mitarbeiter in der Pflege (18 Jahre Klinik und 6 Jahre Zeitarbeit) war ich erschrocken als mir bei LinkedIn diese Kampagne angezeigt wurde. Vor allem dies aus so zu benennen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Leiharbeiter die tagtäglich ihre komplette Kompetenz für die Patienten geben auch wenn die Einsätze oft nur kurz sind.

    Besonders erschrocken finde ich aber die plumpen Gründe – im Anschluss aber mehr dazu, ich gehe mal auf die einzelnen Punkte kurz ein.

    1. Man kann sich in ZA nicht weiterentwickeln?

    Falsch – wie auch im Krankenhaus liegt es an einem persönlich voranzukommen. In Zeitarbeit gibt es pro MA jährlich ein Budget (2000 – 5000 Euro) womit Fachweiterbildungen oder sogar ein richtiges und bezahltes Studium nebenberuflich möglich ist.
    Während meiner Zeit in Festanstellung im KH habe ich es sogar erlebt das teurere Weiterbildungen (welche schlussendlich auch dem AG zugute kommen) sogar von den Mitarbeitern selbst bezahlt werden mussten.

    2. Nachteile bei der Rente?

    Nachteile gibt es nicht da eine Mitarbeit in Vollzeit die gleichen Rentenpunkte einbringt wie eine Festanstellung im KH. Das hier aufgeführte negative Argument trifft auf jeden Minijob in allen Branchen zu und ist nicht spezifisch für die Leiharbeit.

    3. Der Job ist unsicher

    Der Job in der Pflege ist definitiv sicher. Unsicher ist zwar ob man einem Arbeitgeber ewig treu bleibt aber den Focus zu erweitern hilft oft zu neuen Erkenntnissen.

    4. Das meiste Geld scheffelt die ZA Firma?

    Ja, das ist richtig – die ZA Firmen müssen sich selbst, Urlaube, Fortbildungen, medizinische Vorsorgen uvm mit finanzieren.
    150 Euro aber pauschal anzusetzen ist falsch – der aktuelle Satz, welcher im peripheren Bereich gezahlt wird, ist in Berlin eher zwischen 45 und 65 Euro.
    Dafür profitiert der Auftraggeber (z.B. DRK Klinik) aber von einem kurzfristig verfügbaren Mitarbeiter und muss sich weder um das Recruiting, familiäre Verpflichtungen, Teilzeiten, Urlaube, Krankheiten, Fort- und Weiterbildungen, Einmalzahlungen, Tariflöhne, Rechnungswesen, Bekleidung, Umkleideschränke uvm… kümmern. Genauso kann der Auftraggeber wie er lustig ist den Einsatz auch sehr kurzfristig ohne finanzielle Verluste stornieren – besser als jede Kündigungsfrist.

    5. Man ist immer aussen vor?

    Jein. Je länger man in einem Team ist, führt dies zu zunehmenden Vertrauensbasen und häufig auch Wechsel in die Festanstellung. Kurze Einsätze sind eher störend und auf beiden Seiten ungerne gesehen. Dennoch begibt man sich weniger in ein zunehmendes Abhängigkeitsverhältnis, bei dem man von der Station im Frei angerufen oder 24/7 das neueste Getratsche in der Stations Whatsapp Gruppe ertragen muss. Früher hieß es Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps. Das sollte man wieder beherzigen.

    6. Den Leiharbeiter dafür verantwortlich zu machen, das es im Gesundheitswesen immer schlechter zugeht? Ganz schlechter Move.

    Das Gesundheitswesen wird schlechter, seitdem Wirtschaftsprüfer in die Häuser geschickt wurden und zunehmend die Privatisierung in Gang kam.
    Zusätzlich wurde die Pflegepersonalregelung (PPR) 1992 gestartet und 1996 ausgesetzt, nachdem man schwarz auf weiss nun bestätigt sah, dass deutlich zu wenig Personal existiert.
    Zeitgleich gab es um die 2000er Einstellungsstopps und Krankenpflegeschulen wurden im großen Stil geschlossen.
    Es entstand der Zweig der freiberuflichen Pflegekraft – also jemand der auf eigene Rechnung im KH arbeitet als Gegenpart zur Festanstellung – dies mündete 2012 auf politischer Ebene und initiiert durch die Rentenversicherung damit, das den Mitarbeitern die Freiberuflichkeit streitig gemacht wurde.
    2019 wurde die Freiberuflichkeit im pflegerischen Bereich gesetzlich verboten.
    Seit 2012 gingen ehemalige Freiberufler nun den Weg über die Zeitarbeit, welche fortan stetig wuchs – aufbauend auf allen Steinen, welche der Pflege bisher vor die Füße geworfen wurden.
    Der heutige Leiharbeiter ist der Spiegel eines Gesundheitswesens das nicht mehr den Patienten im Focus hat, sondern seine Aktionäre und Gesellschafter im Hintergrund.

    7. Der Weg aus der Zeitarbeit ist unfair?

    Ok, die Ablösung aus einem Anstellungsverhältnis ist gesetzlich geregelt – 15% des Jahreseinkommens am Anfang b zw. nach 12 Monaten 0%. Gerade wenn man schnell wechseln möchte sind das schon heftige Summen.
    Andererseits zahlen Kliniken auch Werbe- und Startprämien an neue Mitarbeiter in einem hohen 4 stelligen Betrag .
    Vorteil für das abwerbende Unternehmen: Der neue Mitarbeiter ist eingearbeitet, im Team bereits anerkannt und kennt sich aus. Eine Kündigung ist kurzfristig hier nicht zu erwarten. Auf dem “Spiele Markt” würde man das “Pay to Win” nennen.

    8. Die Zukunft des Leasing ist ungewiss – dem stimme ich absolut zu.

    Vor Corona war die Zeitarbeit bereits auf dem absteigenden Ast – während Corona hat man sich gerne in der Zeitarbeit bedient, um die Covid Stationen zu besetzen und eigene Mitarbeiter zu schonen. Seitdem haben viele Mitarbeiter wieder in Festanstellung gewechselt. Aktuell gehen viele Kliniken einen besonderen und kreativen Weg – sie beginnen wieder Pools aufzubauen und bieten den dort startenden Mitarbeitern Konditionen wie in Zeitarbeit oder besser. Beispiel:

    POOL Theodor Wenzel Werk – 70 000 Euro Gehalt plus Zulagen, Kinderzuschläge, 13. Gehalt. Wunschdienstplan Mitarbeiter, Arbeitsort TWW
    POOL Hubertus KH – 30h Arbeiten / 40h bezahlt bekommen, 4 Tage Woche, rechnerisch somit 30,x Euro pro Stunde und damit der Leiharbeit überlegen aber trotzdem 20 000 Euro pro Jahr günstiger als Leiharbeiter

  2. Als Leiharbeiter erschließt sich auch nicht der Sinn dieser Kampagne. Jeder Leiharbeiter sieht sich als Dienstleister, muss sich jeden Tag beweisen. Vergisst man das, ist man schnell weg vom Fenster und wird nicht mehr gebucht oder muss seinen Arbeitgeber verlassen. Damit kennt jeder in der ZA seinen Marktwert und ist auch ständig am Vergleichen mit Kollegen anderer Firmen, aber auch was in Festanstellung möglich wäre.

    Und ganz ehrlich – die DRK Kliniken sind zwar gleichauf mit dem TVöD-P Grundtarif, aber bei den Zuschlägen geht es schon deutlich runter. Besonders im Vergleich zum AVR der Diakonie liegt der Haustarifvertrag des DRK für Neueinsteiger 400 Euro darunter. (Funfact – ab 01.07.2025 liegt der Pflegemindestlohn bei 20,50 Euro – der DRK Haustarif liegt erst unter 159h monatlicher Arbeitszeit darüber)

    Schaut man dann auch auf die Stellenangebote der DRK Kliniken fällt auf, dass bis auf die Überschriften nur Textbausteine verwendet werden. Man erklärt, was die Aufgaben einer Pflegefachkraft o.ä. sind und bietet bis auf das geringe Gehalt und 15 Euro Zuschuss zum BVG Ticket eigentlich nichts. Arbeitszeiten werden gar nicht erst angegeben.

    Also wir Zeitarbeitnehmer ärgern uns über diese Kampagne, sehen aber auch keinen Vorteil. Unsere Firmen sehen es und bleiben bedeckt.
    Im Grunde bleibt abzuwarten, wie der GVP (Gesamtverband der Personaldienstleister) darauf reagiert und die Berufsverbände (Verdi und Bochumer Bund).

  3. Hallo Robert, in der Diakonie gibt es sehr viele verschiedene Tarife auf Landesebene. Der von dir zitierte Tarif ist der beste und findet nur bei wenigen Trägern Anwendung. Weitere Infos hier: https://karriere.diakonie.de/arbeitgeberin-diakonie/karriere-machen-in-der-diakonie/unser-arbeitsrecht. Die Stellenangebote der DRK Kliniken Berlin schreibe ich selbst und schreibe jedes einzelne individuell. Natürlich werden dabei auch mal Formulierungen aus einer anderen Anzeige übernommen. Infos zu unseren zahlreichen Benefits findest Du hier: https://karriere.drk-kliniken-berlin.de/benefits/ und Infos zu den Arbeitszeiten stehen immer in den Stellenanzeigen drin, wenn es etwas Konkretes dazu zu sagen gibt (hier z.B. alle Pflegejobs ohne Nachtdienst/Schichtdienst/Wochenenddienst: https://karriere.drk-kliniken-berlin.de/jobs/?search=kein), ansonsten gilt für alle Stellen, dass wir Vollzeit und Teilzeit möglich machen. Viele Grüße, Maja

  4. Hallo Robert, ich freue mich, dass du den kompletten Beitrag gelesen und reflektiert hast! Viele Grüße, Maja

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