Im Sommer 2019 machte die neue Recruiting App Omnium (gegründet 2018) auf sich aufmerksam und lud Unternehmen via LinkedIn zu einer kostenlosen Testphase ein.

Elf diakonische Träger, von denen ich weiß (evtl. mehr) haben sie ausprobiert. Gesucht wurden dabei unter anderem eine Leitung eines Seniorenzentrums, Pflegefachkräfte, eine Pflegedienstleitung, eine Hauswirtschaftskraft, Heilpädagogen oder Heilerziehungspfleger, eine Betreuungshilfskraft, eine Betreuungsfachkraft, ein Physiotherapeut, Ergotherapeut oder Altenpfleger, ein Mitarbeiter für die Einzelfallhilfe sowie für die ambulante Betreuung und pädagogische Fachkräfte.


Für Omnium sprechen der vergleichsweise günstige Preis im Gegensatz zu Konkurrenten wie HeyJobs und mobileJob und die innovative Idee der Kalenderfunktion (dazu gleich mehr). Allerdings konnte in ca. 3,5 Monaten keiner unserer Träger eine Bewerbung oder Einstellung über Omnium generieren. Im Vergleich zu anderen Anbietern wie Care Rockets, mit denen wir auch gerade ein Pilotprojekt durchführen, scheint die dahinterliegende Technologie das Performance Marketing nicht optimal einzusetzen, denn die Views/Aufrufe der Stellenanzeigen blieben hinter den anderen zurück. Der Support ist zwar nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten sehr freundlich und bemüht, jedoch fachlich nicht auf demselben Level wie bei den anderen genannten Anbietern.

Ich bin sehr interessiert an weiteren Erfahrungen mit Omnium. Jedes Recruiting Tool, das noch in den Kinderschuhen steckt, hat eine Entwicklungschance verdient, denn wir brauchen sie alle. Hat jemand Erfolge zu berichten? Bitte gerne bei mir melden! Und jetzt zu den Einzelheiten unserer Testphase:

Was ist Omnium?

Omnium ist ein Recruiting Tool zur Verbreitung von Stellenanzeigen. Im Gegensatz zu anderen Recruiting Lösungen werden Stellenanzeigen bei Omnium nicht nur als Werbeanzeigen in den sozialen Netzwerken (Facebook) und Karrierenetzwerken (XING, LinkedIn) ausgespielt, sondern auch in einer eigenen Stellenbörse, die über die Webseite und eine eigene App erreichbar ist, angezeigt. Die Stellenbörse auf der Webseite ist dabei allerdings nicht wirklich bedienbar, denn die Anzeigen können nur in der kompletten Liste angesehen und nicht nach Ort oder Stellenart gefiltert werden. Dafür müssen Bewerber die App herunterladen.

Die Omnium App funktioniert so, dass Bewerber*innen sie sich auf ihr Smartphone herunterladen und dann ihre persönlichen Präferenzen eingeben: gewünschte Berufe, gewünschter Ort, vorhandene Ausbildung/Qualifikation, Gehaltswunsch, gewünschte Benefits (Urlaubsgeld).  Sodann werden passende Stellenanzeigen ausgespielt. Leider erhalten Nutzer*innen (jedenfalls bei meinen Versuchen mit Berufen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen) häufig null Suchergebnisse. Hier wäre es sinnvoll, wenn die App wenigstens einige der Suchanfrage sehr ähnliche Anzeigen listen würde, denn die wenigsten Bewerber*innen haben Lust, einen Kanal zum zweiten Mal aufzusuchen, wenn sie beim ersten Mal enttäuscht wurden. Eine andere Idee wäre, weniger Filtermöglichkeiten anzubieten, solange die kritische Masse an Stellenanzeigen im Pool noch nicht erreicht ist.

Problematisch war bei meinem Test auch die Grundeinstellung für die Umkreissuche. Sie liegt bei 1km um den gesuchten Ort. Wenn jemand übersieht, dass er den Umkreis vergrößern kann, liegt das Null-Ergebnis häufig auch daran. Fraglich ist des Weiteren, ob Bewerber*innen Lust haben, eine zusätzliche App auf das Handy herunterzuladen. Bei mobileJob beispielsweise kann man die Bewerbung auch am PC oder ohne App am Smartphone ausfüllen.

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Der im Vergleich zu anderen Tools sehr niedrige Preis von monatlich 429 Euro für eine Stellenanzeigen-Flatrate ab der 2. Terminbuchung für ein Vorstellungsgespräch durch einen Bewerber (Stand September 2019) macht Omnium interessant für Sozial- und Pflegeeinrichtungen.

Das Markenzeichen: Megakurze Stellenanzeigen mit Kalenderfunktion

Das Besondere an Omnium ist, dass die Stellenanzeigen sehr kurz gehalten werden (500 Zeichen) und einen Kalender mit Terminangeboten für ein Vorstellungsgespräch enthalten, aus denen der Bewerber auswählen kann (Buchung funktioniert nur in der App). So verkürzt sich den Bewerbungsprozess gerade für schwierig zu besetzende Stellen in Pflege und Erziehung. Obwohl ich persönlich ein großer Fan kurzer Stellenanzeigen bin (das meiste, was in normalen Stellenanzeigen sonst steht, weiß man als Bewerber*in sowieso schon) und auch für die Diakonie schon damit experimentiert habe, gibt es zwei große Probleme: Erstens werden sie von Google Jobs nicht gut gefunden und zweitens gelingt es Arbeitgebern im Sozial- und Gesundheitswesen oft nicht, die 500 zur Verfügung stehenden Zeichen sinnvoll zu füllen, sprich so, dass sie Bewerber*innen neugierig machen und emotional ansprechen. Bei längeren Texten ist die Chance größer, dass doch noch der eine oder andere Aspekt enthalten ist, an dem der Bewerber hängenbleibt.

[Werbung] Digitale Recruiting Tools mischen den Markt ordentlich auf. Am meisten Einfluss hat dabei eindeutig Google Jobs, auch Google for Jobs, Google4Jobs und Google Job Search Experience genannt. In „Google for Jobs: Wie Google den Jobmarkt revolutioniert und Sie im Recruiting profitieren“ (SpringerGabler Verlag, 2019; Amazon Affiliate Link) erklärt Recruiting-Experte und Blogger Henner Knabenreich, worauf es dabei ankommt. Die wichtigste Botschaft: Unterschätzen Sie Google Jobs nicht!

Was die Kalenderfunktion angeht: diese Idee finde ich grundsätzlich ebenfalls super, denn es ist doch ein toller Service für Bewerber*innen, wenn sie nicht erst lange auf ein Antwortschreiben warten und auf ein Vorstellungsgespräch hoffen müssen, sondern gleich eins passend zum eigenen Terminkalender festlegen können. Ein solcher Service ließe sich aber auch mit anderen Tools wie youcanbook.me in jeder anderen Stellenbörse oder auf jeder Unternehmenswebseite umsetzen. Bei Omnium wählen Nutzer*innen einen Termin aus und müssen sich dann, um ihn zu bestätigen, mit E-Mail und Passwort registrieren. Hier gibt es wesentlich einfachere und zeitgemäßere Verifizierungsvorgehen z.B. über einen Code via SMS.

Erfahrungen mit der Recruiting App Omnium

Folgende Aspekte meldeten mir unsere Träger zurück:

  • „Die Registrierung und Einstellung der Anzeige funktionierte problemlos.“, „Das Einstellen der Stellenangebote hat nur wenige Minuten gedauert.“
  • „Das Tool ist anwenderorientiert gestaltet, das Handling recht simpel.“, „Das Tool ist sehr einfach zu bedienen.“
  • „Der Kontakt zur Firma in der Anfangsphase hat ganz gut funktioniert, die Mitarbeitende wirkte dienstleistungsorientiert und gab den ein oder anderen Tipp.“, „Bei Fragen/Problemen habe ich innerhalb von wenigen Minuten eine Rückmeldung über den Chat erhalten.“
  • „Durch ein kleines Dankeschön-Geschenk per Post (Socken) blieb der Anbieter in Erinnerung.“
  • „Sympathisch formulierte automatische Mails im Bewerbungsprozess.“
  • „Transparente Darstellung des Bewerbungsverfahrens über die App.“
  • „Umständliches Übertragen der Termine in den eigenen Outlook-Kalender von Hand.“ (der Grund, aus dem das nicht automatisch funktioniert, ist laut Anbieter der Datenschutz)
  • „Es ist kompliziert, seine Stellenanzeigen an den einfachen Aufbau der Stellenanzeigen bei Omnium anzupassen.“
  • „Es wäre schön, wenn man eine größere Zeitspanne eingeben könnte. Wir führen z.B. immer donnerstags von 10-17 Uhr Bewerbungsgespräche. Gerne hätte ich den Zeitraum auch angegeben, sodass die Bewerber flexibel bei der Terminwahl sind.“

Die harten Fakten

Keiner unserer Träger konnte innerhalb der 3,5 monatigen Testphase eine Bewerbung oder Einstellung über Omnium verzeichnen. Teils wurden die Anzeigen von Nutzer*innen ein paarmal angesehen, doch 40 Aufrufe/Views für eine Betreuungsfachkraft oder 20 Aufrufe/Views für einen Heilpädagogen (reale Beispiele) reichen nicht aus, um in irgendeiner Form eine Conversion Rate zu erzielen. Hier bieten andere Apps wesentlich höhere Klickzahlen (Beispiel: 5.000 Aufrufe auf 5 Anzeigen innerhalb von 4 Wochen bei mobileJob in unserer Testphase). Man geht online eher von einem Nutzerverhalten wie folgt aus: 1.000 Aufrufe, 10 Bewerbungen, 1 Einstellung. Wenn diese Masse nicht erreicht wird, kann die beste Stellenanzeige nicht funktionieren.

Natürlich haben wir den Anbieter um eine Stellungnahme und um Unterstützung gebeten. Hier wurden teils hilfreiche Tipps genannt (Logo fehlte, Stellenanzeigenformular war unvollständig ausgefüllt, Anzeige war zu kurz online, Träger betraute eine unerfahrene Auszubildende mit dem Recruiting via Omnium). Es ist richtig, dass diese Faktoren sich sehr negativ auf den Erfolg im Recruitment auswirken können. Doch der Anbieter musste zugeben, dass auch diakonische Anzeigen, bei denen alles stimmte, nicht erfolgreicher waren. Auch haben wir trotz der Fehler auf Kundenseite, die bei anderen Tools genauso passieren, mit anderen Tools bessere Erfolge erzielt. Die Aussage der Macher, es könne am angebotenen Job oder am Kandidaten liegen, dass es nicht zu einer Bewerbung kam, halte ich für etwas wirklichkeitsfremd: Digitale Recruiting Tools brauchen wir ja gerade für eher unattraktive Stellen oder Regionen.

Angesprochen wurde auch der Fall, dass Bewerber*innen eine Stellenanzeige über ein bestimmtes Recruiting Tool finden und sich dann doch direkt beim Unternehmen (oder versehentlich sogar direkt bei Omnium) bewerben, insbesondere, wenn Kontaktdaten eines Ansprechpartners angegeben sind. Das stimmt und wurde mir auch von anderen Tools berichtet, dass die Zahl der Initiativbewerbungen oder der Bewerbungen über die Unternehmenswebseite steigt, während Anzeigen in digitalen Tools online sind. Bei anderen Tools ist dies allerdings nur ein schöner Nebeneffekt, während trotzdem Bewerbungen über das Tool selbst eingehen.

Nach einer Weile wurde unseren testenden Trägern von Omnium der kostenlose Service angeboten, die Anzeige von einem Profi-Texter überarbeiten zu lassen, die dann allerdings nur vier Träger in Anspruch nahmen und die überarbeiteten Texte teils nicht in der App einsetzen. Hier vermute ich aus zahlreichen Erfahrungen in Stellenanzeigenüberarbeitungsworkshops eine Mischung aus Beratungsresistenz auf Seiten der Kunden und mangelnde Kenntnis der Branche auf Seiten des Dienstleisters. Ich denke, um hier gemeinsam zu modernen, aber branchenkulturkompatiblen Anzeigentexten zu kommen, muss man sich zusammensetzen. Mehrmals verlängerte Omnium für uns die kostenlose Probephase. Man gab sich also alle Mühe, uns doch noch zu positiven Ergebnissen zu verhelfen.

Das Fazit

Das folgende Fazit zogen unsere Träger:

  • „Das Tool ist recht simpel und fast schon zu niedrigschwellig. Der Anbieter scheint noch sehr am Anfang zu stehen.“
  • „Omnium ist ein modernes und zeitgemäßes Recruiting Tool, das den Bewerberprozess sowohl für die Unternehmen als auch für die Bewerber einfach, schnell und unkompliziert macht. Ich würde ihm die Schulnote zwei geben. Den Preis finde ich prinzipiell gut. Ob wir es in 2020 weiter nutzen werden, kann ich aber noch nicht sagen, da wir bisher noch keine Bewerbungen darüber generieren konnten.“

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