Event Recruiting ist ein Trend der Stunde im Gesundheitswesen: vom Bewerber Speeddating über die Bewerbungsgespräche auf der Baustelle bis hin zur Poolparty im Sankt Gertrauden-Krankenhaus am 25. Mai 2023 ab 17.30 Uhr probieren Gesundheitsunternehmen einiges aus. Massenweise Kandidat*innen erscheinen zu diesen innovativen Bewerberveranstaltungen zwar (noch) nicht, aber jede Neueinstellung zählt – und der Employer Branding-Effekt ist deutlich zu erkennen. Ein Interview mit Laura Stelter, Kommunikationsleiterin im Sankt Gertrauden.

Wie kamt ihr auf die Idee zu eurem Recruiting Event mit dem Titel „Poolbekanntschaft“?

Stellenanzeigen auf die Unternehmenswebsite zu stellen und zu hoffen, dass die Leute einem die Bude einrennen, hilft schon lange nicht mehr. In diesen Zeiten muss man auch mal ungewöhnliche, mutige Wege gehen. Wir wollten etwas anderes, etwas Besonderes machen. Es sollte ein niedrigschwelliges Angebot sein: einfach vorbeikommen, keine klassische Bewerbung, keine Unterlagen. Wir wollen einfach Menschen kennenlernen.

Ein Bewerbertag war uns nicht besonders genug, das macht ja inzwischen fast jeder. Wir haben nach einer Idee mit Irritationseffekt gesucht, an der die Leute hängenbleiben und sagen: Das gucke ich mir mal an. Im Brainstorming haben wir viele Ansätze durchgespielt: Vielleicht eine besondere Location irgendwo außerhalb? Nein, lieber nicht, es geht ja schließlich um die Mitarbeit in unserem Krankenhaus. Vielleicht ein Bewerber Speeddating, wie es verschiedene Unternehmen zum Beispiel auch in der Modebranche schon einsetzen? Das erschien uns immer noch zu verkrampft. Jedenfalls wenn man es so umsetzt, dass sich zwei Personen fünf Minuten lang gegenübersitzen und Fragen stellen.

Wir wollten es ganz entspannt und locker. Die Bewerber*innen sollten sich nicht in einer Position wie beim Vorstellungsgespräch fühlen: eingeschüchtert und in einer Stresssituation. Wir wollten auch weg von dem Wort „Bewerber*innen“. Denn letztendlich sind es Interessent*innen und wir als Arbeitgeber sind diejenigen, die sich bei ihnen bewerben. Im Brainstorming mit der Abteilung kamen wir auf das Bewegungsbad in unserem Haus. Es ist außer Betrieb und bietet ein außergewöhnliches Ambiente, also dachten wir: eine Poolparty im Krankenhaus, das haben wir so noch nie gehört!

Wie macht ihr auf die Veranstaltung aufmerksam?

Auf unserer Unternehmenswebsite haben wir eine eigene Landing Page für das Event gebaut. Das ist im Redaktionssystem WordPress dank unseres „Page-Builders“ recht einfach möglich. Es gibt genügend Gestaltungselemente, die man per „Drag and Drop“ einsetzen kann. Ich musste nur eine vorhandene Seite duplizieren und ein wenig herumfummeln 😉 Da ich in meinem früheren Job schon viel in dieser Richtung gemacht habe, war das kein Problem. Nur beim Hintergrundfoto für die Landing Page habe ich mir helfen lassen. Wenn wir bei so einem Kniff Unterstützung brauchen, haben wir eine Agentur an der Seite. Nun fehlt noch etwas Text zwecks Suchmaschinenoptimierung auf der Landing Page. Social Media Ads sind auch geplant.

Ihr habt sogar ein Video produziert…

Ja, wenn man erstmal eine gute Idee hat, dann lässt sie sich natürlich unendlich weiterspinnen. Und das muss man auch tun. Denn ein Event planen kann jeder, aber man muss ja auch Teilnehmende heranschaffen. So kamen wir auf die Idee für den Trailer. Bewegtbild, das überrascht, funktioniert zum Beispiel auf Instagram viel besser als Plakate. Konzeptionell haben wir den Trailer insbesondere für den Einsatz in den sozialen Netzwerken entwickelt, für die Umsetzung haben wir uns einen Videoprofi geholt.

Die Botschaft des Trailers lautet: Wir können auch mal über uns selber lachen! Denn das ist wichtig bei unserer Arbeit. Wir verbringen viel Zeit miteinander, da muss das Miteinander stimmen. Die Bilder zeigen zuerst den normalen Arbeitsalltag im Krankenhaus. Dann kommt eine lustige Durchsage und auf einmal geht es in eine ganz andere Welt: zur Poolparty.

Hier kann man das Video ansehen:


Das Video wird von Youtube eingebettet. Bitte vor dem Abspielen die Datenschutzhinweise unter Punkt "Plugins und Tools" beachten.

Warum veranstaltet das Sankt Gertrauden die Poolparty nur mit der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädie?

Alle, die in der Pflege arbeiten wissen, es kommt aufs Team an. Unser Ansatz war daher, eine Bewerberveranstaltung anzubieten, auf der ich in lockerer Atmosphäre die Leute kennenlerne, mit denen ich später auch zusammenarbeiten werde. Nicht nur die Personalleitung, die Pflegedienstleitung und vielleicht noch die Stationsleitung wie im normalen Vorstellungsgespräch. Wir bieten zwar Hospitationen an, aber so locker wie im Video oder am Pool geht es da natürlich nicht immer zu. Die Kolleg*innen sind in ihrem Arbeitsalltag und müssen funktionieren.

Wir haben insgesamt 20 Abteilungen. Wenn ich nun aus jeder Abteilung zwei Ärzte und zwei Pflegekräfte eingeladen hätte, wären wir ja schon 100 Menschen am Pool gewesen. Dass ich als Bewerber*in dann dort die vier Personen aus der Abteilung finde, für die ich mich interessiere, wäre schon ein Zufall. Darum haben wir uns für ein Pilotprojekt mit einer Abteilung entschieden. Wenn die Poolparty funktioniert, könnte ich mir vorstellen, quartalsweise mit anderen Abteilungen ähnliche Veranstaltungsformate zu realisieren.

Wie waren die Reaktionen auf euer Recruiting Event am Pool bisher?

Wir haben eine enorme Aufmerksamkeit bekommen. Die Headline „Krankenhaus plant Poolparty“ hat ja aber auch einen schönen Irritationsfaktor, den die Medien gerne aufgreifen. Wir werden als Arbeitgeber wahrgenommen und bekamen Presseberichterstattung im Tagesspiegel, im Tagesspiegel Newsletter, im rbb (ab 36min.) auf Radio Energy. Im Radiosender RS2 konnten wir einen 3minütigen Talk mit dem Chefarzt platzieren und Springer Pflege hat berichtet. Wenn man bedenkt, wie hoch ein Werbebudget normalerweise sein muss, um in diesen Medien Anzeigen zu schalten, kann man auf jeden Fall von einem Erfolg sprechen.

Die Social Media-Reichweite ist auch gut, besonders auf Instagram und LinkedIn. Ich sehe in unseren Auswertungen, dass die Besuche auf unserer Karrierewebsite deutlich gestiegen sind. Die Landing Page für die „Poolbekanntschaft“ ist innerhalb der letzten 30 Tage die am zweithäufigsten aufgerufene Unterseite nach der Stellenanzeigenliste.

Gibt es auch einen Effekt nach Innen?

Ja, die Aktion hat auch internen Effekt: Die Kolleg*innen, die beim Videodreh und bei der Vorbereitung mitgemacht haben, hatten Spaß. Sie konnten mal was anderes machen als sonst im Arbeitsalltag. In der Belegschaft wird viel über die Veranstaltung diskutiert.

Anmeldungen für das Bewerber*innen-Event gibt es bisher einige wenige. Unser Ziel sind 20, 30 Anmeldungen und wir können erst nach dem 25. Mai auswerten, ob wir es erreicht haben und was wir für zukünftige Veranstaltungen daraus lernen können. Aber selbst, wenn nur wenige Personen kommen, haben wir aus meiner Sicht einen Erfolg in Form eines Employer-Branding-Effekts erzielt. Wir haben riesiges Aufsehen erregt, waren in überregionalen Medien präsent, sicher bleiben wir den Menschen im Gedächtnis und vielleicht bewerben sie sich aufgrund dieser Aktion später trotzdem auf normalem Weg über das Onlinebewerbungsformular.

Wie bist Du eigentlich dazu gekommen, Recruiting fürs Sankt Gertrauden zu machen?

Ich bin hauptsächlich für die Unternehmenskommunikation verantwortlich, dazu gehört bei uns im Haus auch das Thema Employer Branding. Das Personalmarketing, Social Media Ads, Veranstaltungen und Instagram für die Zielgruppe Bewerber*innen übernehme ich.

Das ist ein superspannendes Thema, aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr sehe ich, dass es eine große Aufgabe ist und dass man leicht jemanden in Vollzeit damit beschäftigen könnte. Ich sehe, wieviel Potenzial das Thema hat, aber ich muss ein Gleichgewicht finden und darf auch meine anderen Aufgaben nicht vernachlässigen.

Was hast Du studiert?

Vom Werdegang her bin ich studierte Sprachwissenschaftlerin (Bachelor) und Medienwissenschaftlerin (Master). Ich habe in der Gesundheitsredaktion des Tagesspiegel gearbeitet. Daher meine Verbindung zur Branche. Ich habe aber auch schon in der externen Kommunikation für die ALBA Group gearbeitet. Dort habe ich mein Presse-Know How gesammelt.

Und während meiner Tätigkeit für das Nachrichtenportal t-online.de habe ich meine Social Media-Kompetenzen gewonnen. Dort musste es immer sehr schnell gehen. Wir mussten uns alle mit dem Redaktionssystem und mit Suchmaschinenoptimierung gut auskennen. Hier im Sankt Gertrauden freue ich mich, mir auch Zeit nehmen zu können, positive Geschichten zu erzählen. Wie zum Beispiel die der Poolbekanntschaft.

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