Bei den DRK Kliniken Berlin versuchen wir, neben dem klassischen Vorstellungsgespräch auch interessantere Formate anzubieten. Das Ziel ist, die Bewerber*innen nicht so einzuschüchtern bzw. ihnen (und uns) einfach mehr Spaß zu bereiten. Mit unserem Bewerber Speeddating geht das schon lange in die Richtung, das Speeddating mit gekühlten Füßen und Eis im Hochsommer setzte noch einen drauf. Aktuell experimentieren wir mit neuen Formaten.
Im Blogartikel „Sieben Tipps, mit denen Sie bei Neueröffnung eines Pflegeheims schnell viele Pflegekräfte rekrutieren können“ habe ich mich schon einmal mit einem Thema beschäftigt, das bei den DRK Kliniken Berlin jetzt auch aktuell ist. Es geht um die Neueröffnung einer Einrichtung. Bei uns ist es eine geriatrisch-alterstraumatologische Station am Standort Köpenick. 15 Pflegekräfte bis zum Eröffnungstermin herbeischaffen – das ist eine Herausforderung für das Recruiting Team.
Die entsprechende Stellenanzeige, mit der wir uns viel Mühe gegeben haben, ging mit genügend Vorlauf online. Sie wird regelmäßig mit neuen Textelementen, neuen Referenznummern und neuen URLs versehen, um immer wieder neue Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir haben damit 39 Bewerbungen von Pflegefachkräften in 5 Monaten generiert, es kam zu 4 Einstellungen, 4 weiteren Einstellungsangeboten, 3 noch ausstehenden Vorstellungsgesprächen, 1 unklaren offenen Prozess und 27 Absagen unsererseits oder seitens der Bewerber.
Weitere Ideen müssen her
Trotzdem: Bis zum Start im August 2023 muss noch einiges passieren. Wir haben viel diskutiert: Ist es zum Beispiel sinnvoll, parallel die ebenfalls neue Palliativstation zu bewerben, für die wir auch (Alten-)Pfleger*innen suchen? Mehr Stellenanzeigen, mehr Reichweite, mehr Bewerber, die man zwischen den Abteilungen aufteilen kann. Oder graben sich die beiden Ausschreibungen gegenseitig das Wasser ab? Auf Bitten der Pflegedienstleiterin hat sich das Recruiting Team Gedanken gemacht und die Idee der „Vorstellungsgespräche auf der Baustelle“ entwickelt.
Mit einer Reportage von der Baustelle wecken wir zunächst in unseren Social Media-Kanälen das Interesse und kündigen die Aktion an. Zuerst waren die Beteiligten skeptisch („Warum sollten sich die Bewerber*innen denn für die Wandfarbe auf der neuen Geriatrie-Station interessieren?“). Es fanden sich keine Protagonist*innen für eine unserer Video-gestützten Stellenanzeigen auf Youtube. Aber dann hatten doch alle viel Spaß an der Entstehung der Baustellen-Reportage.
Pflegedienstleiterin mit Schubkarre und Helm
Die Pflegedienstleiterin war sich nicht zu fein, mit Schubkarre und Helm für ein kleines Reel von links nach rechts zu laufen, der Chefarzt stemmte für die Fotogalerie die Schaufel, der Sozialarbeiter probierte Gummistiefel an und die Abteilungsleiterin hob gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin einen Zementsack hoch. Für den Text versuchte jede*r auf den Punkt zu bringen, was das Besondere an der Arbeit in der Krankenhaus-Geriatrie ist.
Schon allein der Irritations-Faktor (eine Schubkarre auf einem Krankenhaus-Instagram-Profil?) sorgt dafür, dass Bewerber*innen an dem Beitrag hängenbleiben. Er schaffte es auf Anhieb unter die Top5 meistgelikten Instagram-Beiträge auf unserem Channel. Unterschwellig wird die Botschaft transportiert, dass wir locker drauf sind und im Arbeitsalltag richtiggehend Abenteuer erleben.
Wir verschweigen im Text auch unangenehme Dinge nicht (der Bohrlärm nervt!). Damit versuchen wir, dem Bewerber den Eindruck zu vermitteln, dass wir auch sonst im Personalmarketing keinen geschönten, sondern einen authentischen Einblick ins Unternehmen bieten. Die Aufforderung an die Bewerber, nicht in Anzug und Krawatte, sondern in Jeans und Pulli zu kommen, weil es auf der Baustelle staubig ist, wirkt hoffentlich auch nochmal Interesse-steigernd.
Grundsätzlich ist es natürlich sehr interessant, in einer neu eröffneten Einrichtung zu arbeiten. Weil alles sauber und schön und technisch auf dem neuesten Stand ist. Weil im Team noch keine Seilschaften und festgefahrenen Strukturen entstanden sind. Das muss man sich als Recruiting-Argument zunutze machen.
Der Social Media Countdown
Mit einem Social Media-Countdown werden wir die Aktion kurz vorher noch einmal bewerben und jeden Tag ein paar neue Einzelheiten verraten. Am Tag selbst funktioniert sie dann eigentlich wie eins unserer regelmäßigen Bewerber-Speeddatings. Bewerber*innen kommen spontan vorbei und bringen nur, wenn sie Lust haben, schon ihre Unterlagen mit. Diesmal können sie sich dann halt noch zeigen lassen, wo früher das stillgelegte Schwimmbad war, als in der zukünftigen Geriatrie-Alterstraumatologie noch die ambulante Physiotherapie residierte. Und durch welchen ebenerdigen Ausgang die Patient*innen in Zukunft vom Tagesraum aus in den eigenen Garten gelangen werden, um auf einem Übungsparcours mit Kieseln, Kopfsteinpflaster und Rindenmulch die Fortbewegung mit dem Rollator zu üben.
Wichtig beim Event Recruiting ist, dass alles perfekt inszeniert wird. Es muss da dann eben auch wirklich eine Leiter und ein Farbeimer herumstehen, die Bauarbeiter*innen müssen im Hintergrund werkeln. Nur so kommt die Erlebnisatmosphäre auf, die den Unterschied zu anderen Bewerbungsprozessen macht. Ein weiterer Vorteil: Event Recruiting bietet jede Menge Gelegenheiten für spannende, bisher noch nie gesehene Fotos und O-Töne, die dann im Nachgang nochmals im Karriereblog und den sozialen Netzwerken verwertet werden können. In dem Zusammenhang kann erneut die Stellenanzeige für Pflegefachkräfte für die neue geriatrisch-alterstraumatologische Station platziert werden und einen Reichweiten-Schub erfahren.
Was hat der Sonnenuntergang mit dem Krankenhaus zu tun?
Auch am Standort Westend gehen wir neue Wege. Seit Anfang 2023 bieten wir dort monatlich ein Speeddating-ähnliches Format an, das wir jedoch zwecks besserer Unterscheidbarkeit „Sunset Talk“ getauft haben. Auch hier können Bewerber*innen spontan am Abend zwischen 16 und 20 Uhr vorbeikommen, um mit der Pflegedienstleiterin ein unverbindliches Gespräch zu führen. Ein paar geplante Vorstellungsgespräche mit Kandidat*innen, die nur abends Zeit haben, wickeln wir ebenfalls an diesen Terminen ab.
Man braucht nicht viel Phantasie, um aus dem Titel „Sunset Talk“ Ideen für Event Recruiting abzuleiten. Das Recruiting Team hat vorgeschlagen, einen alkoholfreien Cocktail zu servieren. Ein paar kleine Gläser gefüllt mit halb Orangensaft, halb Ananassaft und einem Esslöffel rotem Grenadine-Sirup. Eventuell ein Cocktail-Schirmchen oder ein paar Weintrauben zur Dekoration des Tabletts. Das heißt dann „Virgin Sunset“-Cocktail– passend zum Sunset Talk. Sehr wenig Aufwand und doch ein Hingucker, der garantiert dafür sorgt, dass dieses Vorstellungsgespräch niemand so schnell vergisst.
Employer Branding- statt Massen-Anwerbungs-Effekt
Im Sommer könnte man den Sunset Talk auf die Wiese in unserem Innenhof verlegen und Liegestühle aufstellen. Die Idee lässt sich weiterspinnen. Das ist auch wichtig, denn solche Formate müssen sich erst etablieren. Beim ersten Mal werden vereinzelte Neugierige vorbeikommen, später vielleicht mehr, wenn es sich herumspricht. Event Recruiting – das muss man ehrlich sagen – hat oft eher einen Employer Branding- als einen Massen-Anwerbungs-Effekt. Das bedeutet aber nicht, dass es gescheitert wäre. Vielleicht kommt der Bewerber, der auf Instagram oder LinkedIn von dieser Aktion gelesen hat, am Ende doch nicht zur Veranstaltung, aber schickt seine Bewerbung über das Onlinebewerbungsformular oder über WhatsApp ab. Weil das innovative Unternehmen ihm einfach im Gedächtnis geblieben ist.
Wir starten rund um den „Sunset Talk“ jedenfalls jetzt erstmal mit einer Social Media-Challenge, bei der wir die schönsten Sonnenuntergangsfotos prämieren wollen. Mitarbeitende und Externe sind aufgerufen, Bilder einzusenden, mit denen wir dann für die nächsten Sunset Talks werben können. Denn auch Sonnenuntergänge sind auf Krankenhaus-Social-Media-Profilen ja sonst nicht so der regelmäßige Content und können als „Störer“ Bewerber*innen ködern. Wobei – bei den DRK Kliniken Berlin machen eigentlich andauernd Mitarbeiter*innen Sonnenauf- und Untergangsfotos. Weil unsere denkmalgeschützten Gelände mit viel Natur gerade im Frühjahr und Herbst zu diesen Tageszeiten einfach unglaublich schön aussehen. Insofern ist die Idee auch wirklich nicht soweit hergeholt, dass sie schon wieder peinlich wäre.
Und so sieht das auf Social Media aus
#sunsetchallenge #pflegejob Hi Leute, wir suchen die schönsten Sonnenuntergangsfotos aus euren Reise-Fotoalben! Sendet sie uns per WhatsApp an 0152 0157 5403 und freut euch auf ein Dankeschön-Geschenk! Mit den Bildern möchten wir zu Martina Parows Sunet Talks einladen. Regelmäßige Bewerbungsgespräche am Abend am Standort Westend für alle Pflegekräfte, die sich tagsüber nicht freinehmen können oder ganz spontan entscheiden möchten, ob sie in der Stimmung für ein Vorstellungsgespräch sind. Der nächste Sunset Talk ist morgen, Mittwoch, 12. April, von 16 bis 20 Uhr. Einfach unangemeldet vorbei kommen am Spandauer Damm 130 in Haus V, 1. OG (das Haus mit dem Torbogen direkt an der Straße). Im Moment ist der Eingang wegen Bauarbeiten gesperrt, aber der kleine Umweg aufs Gelände ist ausgeschildert und man kann Haus V von innen betreten. https://karriere.drk-kliniken-berlin.de/termine-fuer-bewerber/
Sonnenuntergangsfoto von Recruiterin Aline, Fehmarn
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