Heute muss zum Glück niemand mehr wie noch vor fünfzehn Jahren herumprobieren, wie moderne Personalgewinnung auch in Zeiten des Fachkräftemangels funktionieren kann. Es gibt genug Tools und Erfahrungswerte. Um das praktisch erworbene Know How meiner Mitarbeiterin Aline Creifelds, die vor drei Jahren aus einem anderen Beruf in mein Team stieß, mit theoretischem Wissen zu untermauern, haben wir für sie eine umfangreiche Weiterbildung ausgesucht. Die hatte absolut nichts mit den schnellen „Employer Brand Manager“-Zertifikaten zu tun, die man an einem Tag erwerben kann und die ganz sicher keine*n gute*n, selbstständige*n Recruiter*in hervorbringen. Im Interview erzählt Aline mehr.

Wie helfen Dir Deine beruflichen Erfahrungen von vor Deinem Einstieg als Recruiterin bei den DRK Kliniken Berlin in Deiner jetzigen Tätigkeit?

Bevor ich als Recruiterin zu den DRK Kliniken Berlin kam, war ich elf Jahre als Projektmanagerin bei einer großen Berliner Tageszeitung tätig. Dort habe ich sowohl redaktionelle als auch Kooperationsprojekte geleitet, unter anderem mit externen Partnern und Jugendlichen.

Diese Erfahrung bringt mir jetzt im Recruiting viele Vorteile. Die Fähigkeit, Texte zu schreiben, hilft mir bei der Erstellung von Stellenanzeigen, Blogartikeln und Social Media-Beiträgen. Zudem weiß ich, wie wichtig es ist, zielgruppengerecht zu kommunizieren, sei es mit Bewerbenden, Kolleg*innen oder Abteilungsleitungen.

Meine organisatorischen Skills aus dem Projektmanagement nutze ich heute besonders bei der Planung und Durchführung von Employer Branding-Kampagnen oder auch bei internen Aktionen für unsere Mitarbeitenden. Kommunikation spielt in all meinen Aufgaben eine zentrale Rolle. Egal, ob im Austausch mit Fachabteilungen oder im direkten Kontakt mit Bewerber*innen.

Für welche Weiterbildung hast Du Dich entschieden und warum?

Nach wirklich langer und intensiver Suche habe ich mich letztlich für die IHK-zertifizierte Weiterbildung als Recruiter*in an der HSB Akademie, einem Schulungszentrum in Leipzig, entschieden. Die Weiterbildung geht bei Regelstudienzeit 6 Monate. Wobei man bis zu zwei Jahren Zeit hat, die Module zu absolvieren, wenn man es strecken möchte. Die Weiterbildung findet ausschließlich online statt und man kann jederzeit in den laufenden Kurs einsteigen. Das war mir sehr wichtig.

Da ich Familie habe und die Weiterbildung nebenberuflich geplant war, wollte ich auch Vorlesungszeiten haben, die sowohl mit dem Job, als auch mit dem Familienleben vereinbar sind. Das klappte hier sehr gut. Ich habe entweder montags um 17:30 Uhr per Chat teilgenommen oder im Nachgang die Aufzeichnung der Vorlesung ansehen können. Ersteres macht meiner Meinung nach mehr Sinn. Denn man kann den Dozent*innen Fragen stellen, sich über den Chat mit den anderen Teilnehmenden austauschen. Spezielle Inhalte wurden bei Fragen vertieft. Ich durfte vorab eine Schnuppervorlesung besuchen, um zu schauen ob mir der Stil liegt.

Welche Inhalte wurden vermittelt?

Die zehn Themenschwerpunkte sind bei der HSB wirklich umfassend. Es geht los mit Employer Branding, Recruiting Strategien, Online und Offline Recruiting. Auch Social Recruiting, Active Sourcing und Operative Recruiting sind Themen im Curriculum. Von Headhunting über Personnel Recruiting bis hin zu Künstliche Intelligenz (KI) im Recruiting ist alles dabei. Letzteres Thema wurde noch während des laufenden Kurses ins Programm aufgenommen. Das fand ich super, da die Akademie keine verstaubten Inhalte vermittelt. Sondern immer schaut, dass sie aktuelle Entwicklungen auf dem Markt berücksichtigt.

Die Themen werden von unterschiedlichen Dozent*innen behandelt, und man muss pro Schwerpunkt eine Hausaufgabe einreichen, die dann bewertet wird. Die Vollständigkeit der Hausaufgaben ist Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung. Toll fand ich bei der HSB auch, dass man online zahlreiche kostenfreie Zusatzseminare besuchen kann. Die Themen reichen von Schreibwerkstätten bis zur Onlinefotografie. Außerdem sind die Mitarbeitenden wirklich super schnell und sehr freundlich beim Beantworten von Fragen.

Waren die Teilnehmer*innen aus anderen Branchen dem Sozial- und Gesundheitswesen wirklich so weit voraus?

Wir haben uns gar nicht so viel über die einzelnen Branchen ausgetauscht. Ich habe allerdings während der Schulung festgestellt, dass wir bei den DRK Kliniken Berlin schon unheimlich viel richtig machen. Der Aufbau unserer Stellenausschreibungen, die Art, wie wir unsere Social Media-Kanäle bespielen, unsere Geschichten über und Aktionen für Mitarbeitende… das sind alles Themen, die für die anderen Teilnehmenden neu und sehr überraschend waren, während sie für mich mittlerweile zum Arbeitsalltag gehören und selbstverständlich sind. Das hat mich natürlich sehr gefreut.

Welche Erkenntnisse hast Du mitgenommen?

Super spannend war für mich das Thema KI im Recruiting. Während ich am Anfang etwas vorsichtig war, nutze ich zum Beispiel Chat GPT mittlerweile selber regelmäßig im Alltag. Zum Beispiel bei der Suche nach einer knackigen Überschrift für einen Blogartikel.

Beim Active Sourcing hat mich die Herangehensweise und die Komplexität, mit der man die Suche nach Kandidaten*innen zum Beispiel nach der Booleschen Suche in den Suchmaschinen betreiben kann, schon sehr erstaunt und fast eingeschüchtert. Das sind aber laut Dozentin Methoden, die hauptsächlich von HRler*innen, die sich ausschließlich mit Active Sourcing beschäftigen, genutzt werden.

Thematisch war alles und teilweise sogar noch mehr dabei als ich mir gewünscht hatte. Irritierend waren bei den Vorlesungen allerdings manchmal die unterschiedlichen Dozent*innen. Während die einen in Du-Form sprachen, war der nächste wieder sehr förmlich. Da hätte ich mir eine einheitliche Sprache oder einen einheitlichen Lehr-Stil gewünscht.

Was ist Dein Fazit: Wie wird man als Recruiter*in immer besser?

Die Mischung macht es. Während der Schulung habe ich Grundlagen vermittelt bekommen, die ich in meinem Alltag bei den DRK Kliniken Berlin noch nicht nutze. Unsere Unternehmensstruktur ist anders aufgebaut, z.B. führt das Recruiting Team keine Bewerbungsgespräche. Das übernehmen bei uns die ausschreibenden Abteilungen oder die Pflegedienstleiterinnen. Trotzdem finde ich das Thema mittlerweile so spannend, dass ich mir vorgenommen habe, bei einigen Gesprächen dabei zu sein. Ich möchte schauen, welche Standards wir bei uns schon haben oder noch entwickeln sollten.

In den letzten zwei Jahren habe ich in der Praxis unglaublich viel gelernt. Doch der Austausch mit anderen HRler*innen ist mir persönlich auch sehr wichtig. Dafür sind Veranstaltungen wie zum Beispiel das HR Barcamp oder die Fachtagung des DRK Generalsekretariats zum Thema Recruiting in vergangenen Sommer super geeignet. Solche Events bieten die Möglichkeit und neue Anregungen zu sammeln. Von den Erfahrungen anderer zu profitieren und praxisnahe Tipps zu erhalten, die man für die eigene Arbeit nutzen kann. Zudem bekommt man wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen und neue Trends im Recruiting.

Meiner Meinung nach sollte eine gute Recruiterin oder ein guter Recruiter das regelmäßig selbst reflektieren und offen für neue Methoden bleiben – allerdings ohne jedem Trend blind zu folgen. Es ist mir aber ebenso wichtig, das Selbstvertrauen zu haben, bewährte Ansätze zu verteidigen und für die Dinge einzustehen, die bei uns gut funktionieren.

Text: Aline Creifelds

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