Durch Elternzeiten und den Wechsel einer Kollegin auf die Intensivstation entstehen im Herzkatheterlabor mehrere Vakanzen gleichzeitig. Zuvor war das Team zwei Jahre lang stabil gewesen. Was tun? In diesem Arbeitsbericht lasse ich euch an einer nicht ganz einfachen Reise teilhaben. Von intensiven Gesprächen zum Stellenanzeigentext über die enge Begleitung von externen Active Sourcerinnen bis hin zur flexiblen Reaktion auf unerwartete Wendungen gibt es viele Faktoren, die zum Erfolg beitragen können.

Wer interessiert sich für die „Königsdisziplin der Pflege“?

Warum sind Vakanzen für medizinisches Assistenzpersonal im Herzkatheterlabor eine besondere Herausforderung? Nun, die einen halten den Arbeitsbereich für – wie es unsere Mitarbeiterin Anna formuliert – die „Königsdisziplin der Pflege“. Viel Verantwortung, Notfälle und lebensbedrohliche Zustände. Zumindest bei uns gepaart mit einer hohen Frequenz an Untersuchungen und Behandlungen. Dazu ein besonderes Spezialgebiet, das zahlreiche Hospitant*innen aus anderen Häusern anzieht.

Wer sich als Pflegefachkraft, Operationstechnischer Assistent, Medizinisch-Technische Assistentin oder Medizinische Fachangestellte ein solch actiongeladenes Umfeld wünscht, wird sich allerdings erstmal in Unikliniken umschauen. In einem gemeinnützigen Rotkreuz-Krankenhaus vermutet man ein Einsatzfeld der Spitzenmedizin mit Hightech-Ausstattung, die mit spezialisierten Herzzentren mithalten kann, erstmal nicht. Das gilt es also erstmal, durch Kommunikationsmaßnahmen zu ändern.

Mit einem Employer Branding-Claim namens „Wir bedeuten einander etwas“, der eher das Miteinander in einem vergleichsweise überschaubaren Unternehmen in den Fokus rückt, lässt sich eine Stellenanzeige, in der es um Hochleistung geht, auch nicht so leicht vereinbaren. Zwei Welten müssen in Einklang gebracht werden. Könnten unsere Zielgruppe vielleicht leistungswillige, technisch interessierte Pflegefachpersonen und MTAs sein, die jedoch das eher unpersönliche Umfeld in einer großen Uniklinik stört?

Wiederholende Tätigkeiten und unflexible Arbeitszeiten

Dann gibt es noch jene Fachkräfte, die allgemein mit der Tätigkeit in einem Herzkatheterlabor negative Assoziationen verbinden. In konkreten Rückmeldungen von Kandidat*innen wurden genannt, teils sogar in drastischen Worten („Ich kann mir nichts Furchtbareres vorstellen“):

  • Starre Arbeitszeiten (Früh- und Spätschichten werktags bis max. 20h, nachts und am Wochenende Rufbereitschaften)
  • Arbeitsumfeld passt nicht zu den Wünschen der Generation Z: weniger Verantwortung und mehr Life-Work-Balance
  • Langweilige, sich wiederholende Tätigkeiten
  • Zu wenig Patient*inneninteraktion
  • Zu niedriges Gehalt für so viel Stress
  • Unattraktive Assistenztätigkeiten
  • Wenig Selbstgestaltungsmöglichkeiten des Arbeitsalltags durch die terminlich vorgegebene Routine der Prozeduren


Solche Rückmeldungen sind sehr wertvoll für Recruiter*innen, die ja meist selbst nicht vom Fach sind. Und erstmal nur mit den (positiven) Informationen arbeiten können, die sie aus der Abteilung zugeliefert bekommen. Nun kann man aber eben nicht unbedingt davon ausgehen, dass jede*r Externe die Begeisterung für das im Fokus der Ausschreibung stehende Fachgebiet teilt.

Die Aufgabe des Personalmarketings ist es nun, Vorurteile abzubauen, Begeisterung zu wecken und vielleicht sogar intern Veränderungen anzustoßen, um starre Strukturen aufzulockern oder neue Anreize zu schaffen. Wer z.B. gerne mehr Patient*innen-Interaktion hätte, könnte vielleicht mit dem Angebot gelockt werden, zwischen Diensten im Herzkatheterlabor und im Aufwachraum zu wechseln? Wenn das HKL mit Langeweile assoziiert wird, kann man mit spannenden Einblicken hinter die Kulissen auf Social Media und mit entsprechenden Formulierungen in den Stellenanzeigen entgegenwirken.

Die erste Stellenanzeige: Zeigen, was wir draufhaben?

Die Fachabteilung möchte in der Stellenanzeige zeigen, was sie draufhat. Am liebsten eine umfangreiche Leistungsschau veröffentlichen. Das sicher nicht falsche Argument: Wer im Herzkatheterlabor beruflich glücklich werden will, darf nicht mit falschen Vorstellungen kommen. Doch ob Sätze wie „Du unterstützt bei interventionellen Koronartherapien einschließlich Hochkomplex-Interventionen, u.a. Hauptstamm PTCA und Rekanalisation chronischer Koronarverschlüsse“ eine Medizinische Fachangestellte oder Medizinisch-Technische Assistent*innen begeistern werden? Spielt es für sie wirklich eine Rolle, welche Prozedur da gerade auf dem Tisch stattfindet? Oder ist es nicht viel wichtiger, mit welchen Kolleg*innen man eingeteilt ist, um im Hintergrund dafür zu sorgen, dass alles glattläuft?

Statt einer langen Liste empfiehlt es sich auf jeden Fall, die Leistungsschau aufzusplitten. Teils im Einleitungstext („In unserer Abteilung sind wir schwerpunktmäßig mit Prozedur xy beschäftigt“), in den Aufgaben („Du unterstützt bei Prozeduren wie xy“) und bei den Benefits („Du bist bei außergewöhnliche Prodezuren wie xy dabei, die Du nicht in jedem Krankenhaus erleben kannst“) unterzubringen. Bei der Überschrift ist es wichtig, von dem Stellentitel „Medizinisches Assistenzpersonal gesucht“ abzuweichen. Denn dieser Begriff wird von Bewerber*innen nicht gegoogelt. Stattdessen lieber die konkreten Berufsgruppen verwenden!

A/B-Test mit offenem Ausgang

Unser Lösungsansatz ist es schließlich, mit zwei verschiedenen Stellenanzeigen zu arbeiten, die abwechselnd geschaltet werden. Eine anspruchsvolle für die Leistungsträger*innen, und eine emotionale, die im Stil unserer anderen Stellenanzeigen eher die persönlichen Teamerfahrungen in den Mittelpunkt stellt. Der Einleitungstext der zweiten liest sich so:

„Das Herzkatheterlabor ist die Königsdisziplin der Pflege“, findet Deine neue Kollegin Anna. „In keinem anderen Bereich erlebst Du so viel Abwechslung und übernimmst so viel Verantwortung!“ Oft kann das Team den Patient*innen sofort eine Diagnose nennen. „Wir helfen so vielen Menschen“, sagt MFA Anna, „vor allem älteren. Das macht mich stolz.“

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Welche Stellenanzeige besser funktioniert, lässt sich noch nicht sagen. In der Klickstatistik sehen wir, dass beide Anzeigen dauerhaft zu den meistgeklickten Stellenausschreibungen im Pflege- und Funktionsdienst des entsprechenden Standortes gehören.

Schnelle Social Media-Kommunikation: Erstmal recyceln

Eine Content-Offensive in den sozialen Netzwerken ist immer eine gute Idee, um Stellenanzeigen für schwierige Vakanzen zu flankieren. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir mit unserem Karriereblog gut aufgestellt sind und viel Material zum Thema Herzkatheterlabor recyceln können. Dass die Reportagen und Videos vor zwei Jahren schonmal gepostet wurden, weiß sicher kein*e Bewerber*in mehr:

  • Die Reportage „Do what you love“ über Anna, 30, Medizinische Fachangestellte im Herzkatheterlabor, richtet sich eher an die Zielgruppe der Leistungsträger. Sätze wie: „Bei einem Notfalleinsatz in der Rufbereitschaft defibrillierst du auch mal selbst“ oder: „Im Eifer des Gefechts wird der Ton manchmal etwas rauer“ bilden die Realität ungeschönt ab. Gleichzeitig kommt Annas Faszination für die Arbeit „am Motor des Körpers“ unbedingt rüber.
  • Das Mitarbeitervideointerview mit Krankenpfleger Mario zeigt die Möglichkeit einer horizontalen Pflegekarriere von der Intermediate Care Station ins Herzkatheterlabor auf
  • Das Mitarbeitervideointerview mit MFA Alina, die zwar an einem anderen Standort arbeitet, nimmt die Angst vor dem Schritt, von einer Arztpraxis ins Herzkatheterlabor zu wechseln
  • Ein Foto von einer Herz-Organ-Torte, die eine auszubildende Medizinisch-Technischen Assistentin in der kardiologischen Funktionsdiagnostik gebacken hat, zielt auf die Teamatmosphäre ab

Ein weiteres Mitarbeitervideo und professionelle Fotos vom Fotografen aus dem Herzkatheterlabor haben wir für weitere Posts noch in petto. Mit den ersten vier Beiträgen haben wir 15.320 Impressionen bei LinkedIn, Instagram und Facebook erzielt. Mit bezahlten Werbebeiträgen ließe sich das erheblich potenzieren. Doch das Budget haben wir lieber anders eingesetzt. Wie genau, das beschreibe ich im Folgenden exklusiv für Abonnent*innen. Es geht darum,

  • ob Active Sourcing die Lösung zur Besetzung von Stellen im Herzkatheterlabor sein kann
  • um wieviel Prozent wir die Zugriffe auf die Stellenanzeigen durch Active Sourcing steigern konnten
  • welche neuen Suchkeywords wir durch das Active Sourcing identifiziert haben
  • welche außergewöhnlichen Texte wir zur Kontaktaufnahme mit den recherchierten Kandidat*innen gewählt haben
  • welche neue Bewerber*innenzielgruppe bzw. Berufsgruppe wir ins Visier genommen haben
  • warum gerade diese Berufsgruppe die perfekten Voraussetzungen für die Arbeit im Herzkatheterlabor mitbringt
  • was jedoch die Herausforderungen bei dieser Berufsgruppe sind und warum sie trotzdem keine einfache Lösung darstellt

Ausführliche Tipps exklusiv für Abonnent:innen

 

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Erste Erfolge und weitere Maßnahmen

Mit unserem Methodentest für das Recruiting für Herzkatheterlabor und OP sind wir noch längst nicht am Ende. Wir nutzten z.B. die Gelegenheit, um endlich unseren lange geplanten TikTok Kanal mit einigen Videoclips aus dem HKL zu starten. Wenn sich neue Recruitingplattformen mit einem kostenlosen Probeangebot bei uns vorstellen, probieren wir sie mit den HKL- und OP-Vakanzen aus.

Obwohl wir grundsätzlich sehr offen mit Gehaltsangaben umgehen und sie in Stellenanzeigen und auf dem Karriereportal transparent veröffentlichen, haben wir sie testweise aus den Ausschreibungen für HKL und OP entfernt. Es kam ja mehrmals Bewerber*innen-Feedback zum Thema Gehalt. Ich kann aber sagen, dass es keinen Einfluss auf den Bewerberrücklauf zu haben scheint, ob das Gehalt nun angegeben ist oder nicht. Vielleicht, weil die Angaben ja an anderer Stelle trotzdem zu finden sind.

Nicht zuletzt haben wir unsere Bumerang Recruiting Aktion fortgesetzt und 11 ehemaligen Mitarbeiter*innen aus HKL und OP angeschrieben, um sie mit einem kleinen Geschenk zur Rückkehr zu bewegen. Und dieser Blogartikel, den ihr hier gerade lest, ist auch nicht einfach nur ein Arbeitsbericht für meine Recruiter*innen-Community. Sondern gleichzeitig Teil eines Backlink-Konzepts . Es dient dazu, durch viele Verlinkungen unsere freien Stellen im Herzkatheterlabor bei Google sichtbarer zu machen und eine größere Reichweite zu generieren.

Alles in allem konnten wir bisher Folgendes erreichen:

  • 2 interessante Bewerbungen für das Herzkatheterlabor, die sich gerade im Prozess (Vorstellungsgespräch, Hospitation) befinden
  • 2 Kandidat*innen, aus denen trotz Einladung zum Vorstellungsgespräch aus unterschiedlichen Gründen nichts geworden ist (1x MFA mit Erfahrung in der kardiologischen Funktionsdiagnostik, 1x ausländische Qualifikation im Medizinisch-Technischen Bereich)
  • 1 MFA-Bewerbung, die noch im Prozess ist
  • 2 von der Qualifikation her ungeeignete internationaler Bewerber
  • 1 Vorstellungsgespräch als Abteilungsleitung auf der Intensivstation
  • 1 tolles Testimonial eines externen Kooperationspartners, das wir hoffen, im Personalmarketing einsetzen zu dürfen: „Ich kenne das Team des Herzkatheterlabors sehr gut, da ich immer mal wieder zur Unterstützung vor Ort bin. Ich kann nur bestätigen, dass es dort wirklich sehr familiär zugeht und die Arbeitsatmosphäre wirklich top ist.“

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Recruiting bei den DRK Kliniken Berlin

Zum Beispiel:

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