Man kann Influencer im Rahmen des Personalmarketings engagieren, zum Beispiel für Live-Auftritte oder Video-Projekte, man kann aber auch von ihnen lernen, wie man es selber besser machen kann. Besonders, wenn es um die Generation Y und die Generation Z als Zielgruppe geht. Und genau das hatten sich die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vorgenommen, als sie den Musiker und YouTuber MaximNoise zum Personaler-Fachtag einluden. Max hatte die Diakonie schon mehrfach im Personalmarketing unterstützt. Marina Lehmann, Stabsstelle Strategische Personalarbeit, berichtet von einem aufregenden Tag mit Rap-Konzert, Führungskräften, die ungefragt geduzt werden, und Personalern, die ihre Leidenschaft für ihren Beruf wiederentdecken.
In welcher Absicht haben Sie MaximNoise zu sich eingeladen?
Regelmäßig veranstaltet unser Vorstand Personal & Recht Fachtage für unsere Personaler aller Standorte in Deutschland. Das sind Personalverwalter, Arbeitsrechtler und Leitungskräfte bunt gemischten Alters. Das Thema Digitalisierung und Generation Y beschäftigt sie, doch im stressigen Tagesgeschäft bleibt wenig Zeit, sich da reinzudenken. Deshalb brauchten wir Input vom Experten zu Fragen wie: Wie funktionieren die Social Media jenseits von Katzenvideos? Warum haben sie eine Bedeutung im Recruiting? Was könnte unser Träger in den Social Media machen? Welche Gefahren lauern dort? Wie tickt die junge Generation? Wie kriege ich Follower? Bringen Stellenanzeigen bei Facebook was?
[WERBUNG] Steffi Burkhart ist laut dem MDR das Gesicht der Generation Y und ihr Sprachrohr (neben Philipp Riederle, würde ich ergänzen). Mit dem Buch “Die spinnen, die Jungen!” (Gabal Verlag, 2016; Amazon Affiliate Link) räumt sie mit stereotypen Vorurteilen auf. Sie liefert ein wissenschaftlich untermauertes, lebendiges Plädoyer dafür, die Generation Y nicht mit flapsiger Handbewegung vom Tisch zu wischen.
Wobei brauchten Sie Nachhilfe vom Influencer in Sachen Generation Y?
Bethel ist im Gegensatz zu vielen kleineren Trägern in den Social Media seit Jahren vorne mit dabei, zum Beispiel mit der Facebookseite zum Betheljahr und einem YouTube-Kanal mit knapp 200 Filmen. Aber wir wollten uns noch einmal neu hineinversetzen, wie die Zielgruppe Generation Y denkt und handelt. Und dadurch neue Ansätze bekommen, was wir tun können und müssen, um sie zu erreichen. So entstand die Idee, jemanden wie MaximNoise einzuladen, der als Influencer unsere Zielgruppe versteht. Gerade weil er nicht vorrangig einen Personalmarketing-Hintergrund hat, konnte er uns Gedankenanstöße liefern, wie wir auch als großer Träger gut in den Social Media unterwegs sein können. Denn die kleineren Träger haben es leichter als wir, sie können schneller handeln. Bei einem großen Träger mit bundesweiten Standorten ist es nicht einfach, Personalmarketing auf der übergeordneten Ebene zu machen und Bewerber*innen überall zu erreichen. Außerdem erreichen einen die Geschichten aus der Mitarbeiterschaft, die man für das Storytelling braucht, nicht sofort.
Wie war die Zusammenarbeit mit MaximNoise?
Der Kontakt vorab war sehr einfach und locker. Max ist wirklich nett! Schon beim Begrüßungskaffee ging er auf die Teilnehmer*innen zu und schnell stellte sich heraus, dass einige vorab ihre Kinder gefragt hatten, ob sie ihn kennen. Und ja, das taten sie. So ergab sich gleich eine neugierige und aufgeschlossene Stimmung. Als Max seinen Song „Da sein“ darbot, den er als Kooperationsprojekt mit der Diakonie aufgenommen hatte, waren alle gefesselt.
Doch es sollte nicht nur beim Auftritt bleiben. Für Max war es das erste Mal, dass er als Experte einen Vortrag hielt. Zuerst stellte er die verbreiteten Social Media-Kanäle noch einmal vor und erklärte, wie man darin unterwegs ist, wie die Nutzerzahlen und Zielgruppen aussehen. Wie funktioniert twittern, bloggen, youtuben? Er fand einen lockeren Ton, ließ sich Handzeichen geben, wer welche Kanäle kannte, duzte konsequent und sprach sehr lebendig: „Ihr müsst was machen! Ihr habt doch was zu sagen! Wenn die Leute über euch reden, findet ihr statt.“ Seine Kernbotschaft und sein wichtigster Tipp waren, dass gute Pflegekräfte oder Erzieher Gleichgesinnte suchen. Damit sie ihre Gleichgesinnten bei der Diakonie finden, müssen die Mitarbeiter*innen dort sichtbar werden. Und da kommen Social Media ins Spiel. Mit diesen Werkzeugen können wir unsere Mitarbeiter vorstellen und Gleichgesinnte auf uns aufmerksam machen. Die Botschaft sollte Max‘ Meinung nach lauten: „Ich finde die Diakonie cool! Findest du sie vielleicht auch cool?“ Im Internet geht es nicht nur um lustige Videos zur Ice Bucket-Challenge. Max selbst spricht in seinen Songs ernste Themen an und ist erfolgreich damit, diese in den Social Media zu verbreiten: Es geht um Ausgrenzung, Mobbing, Krieg.
Wie waren die Reaktionen unter Ihren Personalern?
Die allermeisten waren begeistert. Dies zeigten auch die Feedbackbögen am Ende, die die positive Stimmung der Kollegen wiedergaben: „Wow, hat richtig Spaß gemacht!“ Es gab aber auch einzelne kritische Stimmen. Daran sieht man, wie Influencer oder die Social Media polarisieren können. Niemandem sind sie egal. Doch am Ende des Tages war deutlich spürbar, dass ein neues Verständnis und eine Begeisterung für soziale Medien entstanden sind.
[WERBUNG] Die Zusammenarbeit mit digitalen Influencern wird für die Marketing- und PR-Abteilungen auch im Sozial- und Gesundheitswesen immer interessanter. Neben klassischen Mitteln wie Flyern, Pressemeldungen und Content Marketing gehört auch das Influencer Marketing mittlerweile zum Handwerkszeug der Kommunikation. Aber was sind eigentlich Influencer? Das erklärt der Fachratgeber “Influencer Relations” von Annika Schach und Timo Lommatzsch (SpringerGabler, 2018; Amazon Affiliate Link).
Und was hat sich seit Max‘ Auftritt und Vortrag in Ihrer Personalarbeit geändert?
Wir haben Facebook und andere soziale Kanäle mehr auf dem Schirm. Wenn wir auf eine Messe gehen, posten wir nicht nur eine Terminankündigung, sondern bauen einen Spannungsbogen mit Fotos vom Aufbau, Szenen vom Messetag. Staunend sehen wir, dass die Interessenten, mit denen wir auf der Messe gesprochen haben, unsere Fotos an den Pinnwänden von Freunden teilen und dazuschreiben „Hey Jana-Michelle, wäre das nicht auch was für dich?“ Wir beschäftigen uns darum jetzt stärker damit, wie wir in Social Media aktiver werden können. Es gibt viele Fragen zu klären: Wollen wir das Thema Karriere auf dem Hauptkanal spielen oder einen eigenen Bethel-Karrierekanal eröffnen? Mitarbeitervideos hatten wir schon vorher, die erscheinen jetzt aber auch nach und nach auf Facebook. Als Nebeneffekt haben wir bemerkt, dass die Vorbereitungen zum Bewerber-Event am bundesweiten Aktionstag Pflege der Diakonie im Mai 2018 schneller in Gang kamen als ähnliche Veranstaltungen früher.
Foto Copyright: MaximNoise
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